Die Gründerjahre 1991-1993

Goethes Erben werden 1989 von Oswald Henke und Peter Seipt gegründet. Die Grundidee war es, deutsche gesprochene Worte in den Mittelpunkt eines Musiktheaters zu stellen. Nach der Veröffentlichung von zwei Demokassetten und dem Debütkonzert verläßt Peter Seipt im Juni 1990 die Gruppe, um mit The Seer eigene musikalische Wege zu gehen. Oswald Henke arbeitet vorläufig nur noch im Studio.

Im Februar 1991 formieren sich Goethes Erben wieder als Gruppe. Mindy Kumbalek (Keyboards, Schlagzeug und Saxophon) und Conny R. (Gitarren) ergänzen die Formation zum Trio.

In dieser Besetzung spielen sie das Debütalbum „Das Sterben ist ästhetisch bunt“ ein, das den ersten Teil einer Trilogie darstellt und im Februar 1992 auf dem Hamburger Label DARK STAR veröffentlicht wird. Auf diesem Label erscheinen auch die folgenden Werke.

Kurz vor der Veröffentlichung des zweiten Albums „Der Traum an die Erinnerung“ verläßt Conny R. auf eigenen Wunsch die Gruppe. Die parallel zur Veröffentlichung stattfindende, erste zusammenhängende Deutschlandtournee im August 1992 macht die Gruppe bundesweit bekannt. Mindy Kumbalek und Oswald Henke werden auf dieser Tournee durch Peter Seipt als Gastmusiker verstärkt.

Weihnachten 1992 spielen Goethes Erben erstmals vor einem größeren Publikum auf den „Dark X-Mas“-Festivals in Hamburg und Bonn. Sie werden dabei von Troy (Catastrophe Ballet) unterstützt, der fortan zur festen Livebesetzung gehört. Auf diesen Festivals stellen sie auch ihre erst im Januar 1993 offiziell erscheinende Mini-CD „Die Brut“ vor. Allein auf den beiden Festivals verkaufen Goethes Erben 300 Exemplare dieses Minialbums.

Das bereits im Frühjahr 1993 eingespielte dritte Studioalbum „Tote Augen sehen Leben“ wird im Februar 1994 als Abschluß der Alben-Trilogie veröffentlicht.

 

Von der Trilogie zu Blau/Rebell 1994-1995

Wegen der großen Nachfrage werden im August 1994 die ersten beiden Kassetten auf der CD „1. Kapitel“ wiederveröffentlicht. Gänzlich ohne Werbung gelingt es, von dieser CD ebensoviele Exemplare zu verkaufen wie von dem regulären dritten Album „Tote Augen sehen Leben“, das insbesondere in Pressekreisen polemische Stimmen hervorruft – mit einer der Gründe dafür, daß Goethes Erben 1994 nur drei Konzerte in Deutschland geben und im September des selben Jahres erstmals auf eine kurze Auslandstour gehen, die sie nach Italien, Belgien und den Niederlanden führt.

Im Januar 1995 erscheint die Ende 1994 in den Etage Studios produzierte Mini-CD „Der Die Das“, mit der Goethes Erben ein neues Kapitel ihres Schaffens aufschlagen.

Im April verblüffen und verwirren Goethes Erben sowohl Presse als auch Fans mit der Veröffentlichung des namenlosen, grellblauen vierten Studioalbums. Nach Außen hin fortan als Trio präsentieren sich Mindy Kumbalek, Oswald Henke und Troy mehr als bizarr und alles andere als eingängig. Das von Vladimir Ivanoff produzierte Album zeigt die Gruppe von einer sehr avantgardistischen Seite, die bei der Presse viel Beifall findet, die Verkaufszahlen aber eher gegenteilig beeinflußt. Auch die sehr aufwendige Liveumsetzung dieses Albums trägt nicht zum Erfolg dieses Albums bei, dafür sichern sich Goethes Erben den Ruf „der etwas anderen Musikgruppe“. Dem ursprünglichen Ziel des Musiktheaters war man wieder einen großen Schritt näher gerückt.

Live-Highlight des Jahres 1995 ist die im September aufgeführte Inszenierung im Zeiss-Planetarium in Jena. Ausschnitte dieses Konzertes werden auf der auf 1000 Stück limitierten und nicht im Handel erhältlichen CD „Live im Planetarium“ festgehalten.

 

Schach ist nicht das Leben & Ombra Ballare 1996-1997

Im März 1996 stellen Goethes Erben ihr zukünftiges fünftes Studioalbum „Schach ist nicht das Leben“ live vor. Im Gegensatz zur „Blau-Rebell“-Tour ist die Erstinszenierung von „Schach ist nicht das Leben“ wesentlich eingängiger. Die statischen Sequenzer verschwinden fast völlig aus der Musik. Mit einem Schlagzeuger und Bassisten erhält die Gruppe eine lebendige Rhythmusfraktion. Außerdem mit von der Partie sind Harald Lindemann (Cello), der bereits seit der „Blau-Rebell“-Tour Dauergast bei den Erben ist, und Susanne Reinhardt (Violine), die im Vorfeld die Erben sporadisch live unterstützt hat.

Anfang September arbeiten Goethes Erben im Rahmen eines Benefizfestivals in Plauen erstmals mit dem Chemnitzer Tanzensemble Ombra Ballare zusammen. Daraufhin wird die Aufführung zu „Schach ist nicht das Leben“ gemeinsam neu inszeniert.

Im März 1997 erscheint die langerwartete, von FM Einheit (Ex-Einstürzende Neubauten) produzierte CD „Schach ist nicht das Leben“ und die Zweitinszenierung des Stückes erlebt im selben Monat in Chemnitz seine Premiere. Die CD schlägt den bisherigen Verkaufsrekord von „Leben im Niemandsland“ und schafft fast den Sprung in die Charts.

Noch während „Schach ist nicht das Leben“ aufgeführt wird, schreibt Oswald Henke am bislang ambitioniertesten Vorhaben von Goethes Erben : „Kondition: Macht!“.

 

Kondition:Macht! 1998

Insgesamt neun Monate Proben und Vorbereitungszeit beansprucht die Liveinszenierung von „Kondition: Macht!“. Wieder arbeiten Goethes Erben mit Ombra Ballare zusammen, doch erstmals existiert bei diesem zweiaktigen Musiktheaterstück auch eine zweite Sprechrolle, die von Sigrid Beierkuhnlein verkörpert wird. Als Co-Regisseurin fungiert Susanne Knapp, die sich insbesondere um die Feinheiten der reinen Schauspielszenen kümmert. Erstmals werden alle Beteiligten (Musiker, Tänzerinnen und Schauspielerin) bereits beim Schreiben des Musiktheaterstückes konzeptionell in das Stück eingebunden.

Das ursprünglich für das Berliner BKA Theater geplante Spektakel muß aus Platzgründen in den Humboldsaal der Urania verlegt werden, denn bereits im September 1997 sind die Zuschauer-Kapazitäten des BKA Theaters erschöpft. Zwei Wochen vor der Premiere am 10.04.1998 sind auch die Plätze der vier Aufführungen in der Urania so gut wie ausverkauft. Das Stück wird an allen Abenden vom Publikum mit stehenden Ovationen belohnt.

Im Mai begibt sich Oswald Henke gemeinsam mit Harald Wesely ins Studio, um die Liveaufnahmen von „Kondition: Macht!“ abzumischen. Erstes Ergebnis dieser Arbeit ist die im August 1998 erscheinende Maxi-CD „Marionetten“. Einen Monat später erscheint „Kondition: Macht! – Das Musiktheaterstück“ als ein auf 2000 Stück limitiertes Doppel-CD-Album. Auf diesem ist (neben einem umfangreichen Artwork mit allen Texten und zahlreichen Fotos) die komplette Inszenierung enthalten.

Ebenfalls im September 1998 kehren an vier Abenden noch einmal die Kerzen zurück auf die Bühne von Goethes Erben. Auf vielfachen Wunsch seitens ihrer Fangemeinde gelangt die Liveumsetzung der Trilogie „Leben im Niemandsland“ nochmals zur Aufführung.

Ende Januar 1999 erscheint dann das „normale“ Album „Kondition:Macht!“ auf ZEITBOMBE Records. Im Gegensatz zum limitierten Doppelalbum ist auf dieser CD nur eine Auswahl der Stücke des zweiaktigen Musiktheaterstückes enthalten.

 

10-jähriges Bandjubiläum 1999

Zu Jahresbeginn 1999 stellen die Erben Cornelius Sturm als ihren neuen Livebassisten vor. Er ersetzt auf der im März/April stattfindenden Jubiläumstour zum 10-jährigen Bestehen der Gruppe den inzwischen zum Vater gewordenen Christoph Ziegler. Die Tour führt sie auch in das benachbarte Ausland. Es wird die bislang erfolgreichste Tour der Erben-Geschichte.

Während der Tour drehen Goethes Erben ein neues Video „Epochenspiel“, das im Mai 1999 erscheint. Neben diversen Live-Mitschnitten enthält dieses Video auch Backstage-Aufnahmen, die den Tour-Alltag hinter den Kulissen dokumentieren.

Zudem erscheint anläßlich des Band-Jubiläums eine auf 1000 Stück limitierte, numerierte und handsignierte „10 Jahre Goethes Erben“-Box, die neben einem Exemplar von „Kondition:Macht!“ und „Gewaltberechtigt?“ auch eine exklusive Live-CD enthält.

Goethes Erben spielen im August 1999 auf einem der größten Festivals in Belgien, auf dem in Neerpelt stattfindenden EUROROCK FESTIVAL. Im gleichen Monat erscheint auch die CD „Gewaltberechtigt?“. Auf dieser CD werden neben drei bislang unveröffentlichten Titeln, die im Januar 1999 eingespielt wurden, die Stücke der Maxi-CD „Sitz der Gnade“ und der Mini-CD „Die Brut“ wiederveröffentlicht.

Im August 1999 laufen die Vorbereitungen für ein neues Projekt auf Hochtouren : Das neue Musiktheaterstück „Zwischen Eins und Drei ist Nichts“ war für eine Aufführung im Sommer 2000 geplant und sollte in dem deutschlandweit einzigsten vollständig erhaltenen barocken Opernhaus (dem Markgräflichen Opernhaus in Bayreuth) uraufgeführt werden. Umgangssprachlich wird es daher auch als das „Opernhausprojekt“ bekannt. Aus finanziellen Gründen wird dieses Vorhaben jedoch für unbestimmte Zeit auf Eis gelegt.

Im September 1999 begeben sich Goethes Erben mit dem „Episode II“-Programm auf den zweiten Teil ihrer „10 Jahre Jubiläumstour“, die sich diesmal aber nur auf das Inland beschränkt. Auf diesen Konzerten präsentieren sich die Erben von einer ungewohnt harten Seite. Sie spielen auf diesen Herbstkonzerten ein gänzlich anderes Programm als im Frühjahr.

Goethes Erben teilen sich vom 25. bis einschließlich 28.Dezember 1999 mit IN EXTREMO bei den alljährlich stattfindenden DARK STORM-Festivals die Headliner-Position. Für diese drei Konzerte kehren Troy und Harald Lindemann in das Live-Line-Up der Erben zurück.

 

Nichts bleibt wie es war 2000-2001

Nachdem das „Opernhausprojekt“ vorerst gescheitert ist, entschließen sich Goethes Erben zu einer Neuinszenierung des kontroversen Musiktheaterstückes „Kondition:Macht!“, das Ende September 2000 im ZENTRUM in Bayreuth an drei Abenden seine Renaissance erlebt. Die Rolle der sprechenden Frau wird diesmal von Juliane Ihl (ERBLAST, JUNGSCHNECKEN) übernommen. Ombra Ballare geben mit diesen Aufführungen ihren Ausstand bei Goethes Erben.

Mit Ausnahme von drei auf jeweils 500 Exemplare limitierten Live-Picture-Vinly-LPs gibt es im Jahr 2000 keine weiteren Erben Veröffentlichungen. Auch live machen sich die Erben rar; neben den „Kondition:Macht!“-Aufführungen und einem exklusiven Fankonzert in Bayreuth sind ein weiterer Auftritt auf dem EUROROCK Festival in Belgien und der erste Goethes Erben Auftritt in übersee (Mexico City) die einzigen Konzerte des Jahres.

Es folgen bange Monate des Wartens, in denen die Zukunft der Erben auf der Kippe steht. Auch nach der Veröffentlichung der Maxi-CD „Der Eissturm“ im März 2001 und der anschließenden Tour im April, auf der das neue Werk der Erben live präsentiert wird, ist noch nicht klar, ob das für den Herbst geplante Album überhaupt erscheinen wird. Doch im Laufe des Jahres kristallisiert sich heraus : Das siebte Studio-Album „Nichts bleibt wie es war“ wird produziert; diesmal in den Candyland Studios von PROJECT PITCHFORK unter Regie von Jürgen Jansen. „Nichts bleibt…“ ist so vielseitig wie kein Erben-Album zuvor. Erstmals wurden sämtliche Mitglieder der Live-Besetzung in die Produktion mit einbezogen.

Als Vorab-Single wird das bis dato eingängigste Erben Stück „Glasgarten“ ausgekoppelt, für das als Guest Vocalist PETER HEPPNER von WOLFSHEIM gewonnen werden konnte und den Erben den ersten Einzug in die Media Control Charts bringt (höchste Plazierung : 62). Auch live tritt Peter auf dem ein oder anderen Konzert als überraschungsgast auf; u.a. auf dem im September stattfindenden Mera Luna Festival und dem Konzert in Hamburg anläßlich der Veröffentlichung des Albums Ende Oktober.

 

Die Zukunft 2002-2003

Nach dem zweiten Teil der „Nichts bleibt…“-Tour im Januar 2002, dem zweiten Mexico-Konzert im Februar (diesmal nicht im Rahmen eines Festivals, sondern als Einzelkonzert), zwei weiteren Festival-Auftritten in Belgien und den Niederlanden im März sind Goethes Erben eine der Headliner-Acts auf dem 11.Wave-Gotik-Treffen zu Pfingsten in Leipzig. Auf dem WGT wird auch erstmals die im Herbst erscheinende DVD „Was war bleibt“ im CineStar-Kino vorgestellt. Bei dieser Vorführung ist auch noch der Clip zu „Fleischschuld“ zu sehen, der einige Wochen später von der FSK keine Freigabe erhält und somit nicht auf der DVD enthalten ist.

Live wird es in den Folgemonaten sehr ruhig um Goethes Erben. Außer zweier Dankeschön-Konzerte an ihre Fans Ende Oktober 2002 und zweier Wunschkonzerte im Frühjahr 2003, bei der Fans über ihre Lieblingssongs per Internet abstimmen können, kommt es zu keinen weiteren Auftritten.

Mit Hochdruck arbeiten Goethes Erben inzwischen an ihrem neuen Musiktheaterstück „Schattendenken“, welches im April 2004 auf diversen deutschen Bühnen zur Uraufführung gelangen wird. Unterbrochen werden die Vorbereitungen lediglich von zwei weiteren Konzerten in Mexico, zum ersten Mal auch eines außerhalb von Mexico City.